Das russisch-sowjetische Imperium

  Als Bollwerk gegen den Westen 1945 – 1991

Als der Sieg über NS-Deutschland schon zum Greifen nahe war, lud Stalin Churchill und Roosevelt  im Februar 1945 nach Jalta ein. Die Konferenz von Jalta definierte die Grenzen Europas für viele Jahrzehnte.

Mit Jalta war auch die Erweiterung des gesamten Imperiums der Sowjetunion verbunden. Stalin forderte für die Sowjetunion Sicherheitsgarantien in der Form eines Rings von Satellitenstaaten, in denen die Sowjetunion ihre garantierte Einflusssphäre haben sollte.

Winston Churchill (Großbritannien), Franklin D. Roosevelt (USA) und Josef Stalin (Sowjetunion) auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim. (© picture-alliance/dpa)

Binnen eines Jahres nach dem Krieg vollzog sich in den von Moskau besetzten ost-, mittel- und südosteuropäischen Ländern eine Sowjetisierung der Sicherheitsbehörden und staatlichen Medien, was eine weitergehende kommunistische Transformation der Gesellschaften vorbereitete. Wirkliche oder vermeintliche Gegner der neuen Machthaber wurden inhaftiert, deportiert oder ermordet, insbesondere in den baltischen Ländern, die der Sowjetunion eingegliedert wurden. In Polen wurde Jalta zum Symbol einer Fortdauer des russisch-sowjetischen Imperialismus und eines Verrats des Westens.

Diese Kritik beantwortete der sowjetische Ideologe Andrej Ždanov mit der These des sowjetischen Universalismus, als Prinzip „echter Gleichberechtigung und des Schutzes der souveränen Rechte aller Völker, der kleinen wie der großen“ das von vielen Ostmitteleuropäern nur als Hohn empfunden wurde.

Die Zeit zwischen 1947 und 1949 ist durch die Stalinisierung aller im Einflussbereich der Sowjetunion befindlichen osteuropäischen Staaten gekennzeichnet. Das bedeutete die weitestgehende Gleichschaltung aller politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen mit denen des stalinistischen Modells.

Stalin – der rote Imperator

Stalins Tod 1953 markiert in der sowjetischen Nachkriegsgeschichte die tiefste Zäsur. Die Moskauer Trauerfeiern und auch individuelle Zeugnisse von Sowjetbürgern bezeugten die tiefe Wirkung, die die totalitäre Diktatur in der Psyche der Beherrschten hinterlassen hatte. Die Trauerfeiern erstreckten sich auch auf das gesamte Imperium. Es war das letzte Mal, dass im gesamten Sowjetreich einschließlich der Satellitenstaaten in synchroner Weise und massenhaft ein Ereignis begangen wurde.

Obwohl die Entstehung der poststalinistischen Ordnung mit mehreren Aufständen  wie am 17. Juni 1953 in Deutschland und Ungarn 1956, also am Rändern des Imperiums zusammenhing, drehten sich die Diskussionen über den politischen Kurs von Anfang an um die inneren und insbesondere wirtschaftspolitischen Fragen, die die Geschichte der Sowjetunion bis zu ihrem Ende prägen sollten.

Um wirtschaftliche und soziale Probleme zu lösen, war eine Liberalisierung der Wirtschaft notwendig, was aber die Ideologie und die Kontrollmaßnahmen sowie das ganze System in Frage stellten.

Sichtbares Misstrauen gegenüber Prags Reformer Alexander Dubcek (r.), der den Westen nicht so verteufelte, wie es unter seinen Genossen im Warschauer Pakt üblich war. . (© picture-alliance, Keystone CTK)

Die größte Herausforderung war der Prager Frühling 1968, weil es sich bei dem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ nicht um ein nationalkommunistisches, sondern universalistisches Programm handelte. Es war grenzüberschreitend attraktiv. Für deren Parteiführungen der kommunistischen  Satellitenstaaten ging es bei einem Übergreifen der tschechoslowakischen Reformbewegung um ihre Existenz

Das Imperium, das unter der Führung der russischen Kommunisten mit der Ideologie des Marxismus-Leninismus mit vielen Gewaltmechanismen am Leben gehalten wurde, ist jetzt von einer angeblichen  „Kontrarevolution“ bedroht, und diese wurde mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes gewaltsam beendet.

Willy Brand und Alexej Kossyin unterzeichrrteten am 12. August 1970 den „Moskauer Vertrag“ zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Im Hintergrund Leonid Breschnew und Egon Bahr.

Die neue Leitidee ab den 70 Jahren war jetzt „ Wandel durch Handel“. Der realistische Ansatz, mit dem die Ostpolitik Willy Brandts bestehende Machtverhältnisse einschließlich der imperialen Struktur des Ostblocks akzeptierte, um zu Verhandlungsergebnissen zu kommen, verselbständigte sich im Laufe der Zeit. In der weiteren Entwicklung der Ostpolitik zeigte sich die Langlebigkeit der russischen imperialen Tradition in der Anhänglichkeit an die Sichtweise Moskaus. Die Bilanz der Ostpolitik war auf der einen Seite überaus positiv: Sie erreichte aber nicht nur ihr Ziel, die Menschen in West und Ost einander anzunähern, sondern markierte auch durch die Anerkennung der Nachkriegsgrenzen der Vereinbarungen von Jalta. Sie waren eine Zäsur in der Geschichte des Ost-West-Gegensatzes.

Am 10. November 1982 starb Leonid Breschnew. Damit musste ein neuer Generalsekretär der KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) gewählt werden. Als Nachfolger wurde Juri Andropow gewählt. Er starb im Februar 1984. Ihm folgte Konstantin Tschernenko als Generalsekretär der KPdSU. Wie bereits Andropow war Tschernenko ebenfalls bei seiner Wahl nicht mehr gesund und verstarb im Februar 1985. Ihm folgte der als Reformer bekannte Michail Gorbatschow.

Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umbau) war die Zielrichtung der Reformen von Gorbatschow. Er reagiert damit auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme, sowie die Unzufriedenheit der Menschen. Er bekannte sich zu Meinungsfreiheit und Abschaffung der Planwirtschaft. Dies sollte zur Demokratisierung der Sowjetunion führen. Er kündigte einen deutlichen Abbau der sowjetischen Truppen in Osteuropa an.

Bei der Tagung des politisch-beratenden Ausschusses der Warschauer Vertragsstaaten in Bukarest am 7. Juli 1989 im Abschlusskommuniqué heißt es:

Dass jedes Volk selbst das Schicksal seines Landes bestimmt und das Recht hat, selbst das gesellschaftspolitische und ökonomische System, die staatliche Ordnung, die es für sich als geeignet betrachtet, zu wählen. Für die Gestaltung der Gesellschaft gibt es nicht nur einen Standard „Kein Land darf den Verlauf der Ereignisse innerhalb eines anderen Landes diktieren, keiner darf sich die Rolle eines Richters oder Schiedsrichters aneignen“.

Im Augustputsch 1991 versuchten konservative kommunistische Kräfte den Reformkurs von Gorbatschow umzukehren. Der Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, wurde von Parteikollegen in seinem Ferienhaus auf der Krim festgehalten. Boris Jelzin, damals schon Präsident der Russischen Föderativen Teilrepublik, stellt sich an die Spitze der Demonstranten und wird zu ihrem Sprachrohr. Während der  Rede vor der Versammlung des Obersten Sowjets am 23. August 1991 unterbricht Jelzin Gorbatschow vor laufender Kamera und unterzeichnet ein Dekret, das in Russland die Kommunistische Partei verbietet. Am 25. Dezember 1991, dankt Gorbatschow endgültig ab. Am folgenden Tag wird die Sowjetunion aufgelöst.

Präsident Boris Jelzin lässt das Weiße Haus von Panzern beschießen und erstickte einen Aufstand der Altkommunisten.

Russland erreichte 1991 erstmals in seiner Geschichte eine demokratische Regierungsform.

Aber die nationalen Gefühle waren immer noch wie im Zarenreich und in der Sowjetunion mit dem Raum des Imperiums verbunden. Der „großrussische Chauvinismus“ war nicht zusammen mit dem Zerfall des Imperiums verschwunden.

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