Putins Krieg

Russlands Neoimperialismus
Boris Jelzin übergibt die Präsidentschaft an Wladimir Putin (dpa)
Wappen der Russischen Föderation

Die Macht von Russlands Präsident Boris Jelzin ist 1999 schon im Niedergang begriffen. Wirtschaftlich ist das Land in einer schweren Krise. Jelzins Amtsführung gilt als zunehmend fahrig, hemdsärmelig und von Alkoholismus geprägt. Putin wird Ministerpräsident. Schon damals spricht er von Russland als Großmacht und dass sich das Land seiner Einflusszonen nicht schämen solle.

Am 31. Dezember 1999 erklärt Boris Jelzin seinen Rücktritt und übergibt die Amtsgeschäfte an Wladimir Putin, der damit zunächst kommissarisch Präsident ist. In den vorgezogenen Wahlen im März 2000 bekommt er 52 Prozent der Stimmen. Am 7. Mai 2000 wird aus der kommissarischen Präsidentschaft die reguläre.

Wladimir Putin, der Präsident Russlands im Kreml (dpa)

Wladimir Wladimirowisch Putin (* 7. Oktober 1952 in Sankt Petersburg) absolvierte zunächst ein Jurastudium an der Universität Leningrad. Von 1975 bis 1982 war er KGB-Offizier in der ersten Hauptabteilung (Auslandsspionage). Von 1984 bis 1985 besuchte er die KGB-Hochschule in Moskau. Ab 1985 war in der DDR in nachgeordneter Funktion tätig, hauptsächlich in der KGB-Residenter in Dresden. 1992 wurde Putin zu Vizebürgermeister von Sankt Petersburg ernannt. Am 9. August 1999 ernannte Jelzin seinen Wunschkandidaten Putin zum Ministerpräsidenten. Putin baute seine Macht mit Hilfe von überwiegend ehemaliger Mitarbeiter des KGB aus. Er folgt dem Motto „Was demokratisch erledigt werden kann, wird demokratisch erledigt. Was nicht demokratisch geht, muss man eben anders machen“

Das Referendum über die Unabhängigkeit der Ukraine vom 1. Dezember 1991 mit einer Mehrheit von 90,3 Prozent der abgegebenen Stimmen bewertet Putin in seinen Vorträgen als Ergebnis erzwungener Assimilation der in der Ukraine lebenden Russen das, „der Anwendung von Massen- Vernichtungswaffen gegen Russen“ gleichkomme.

Als 2013 unter den russischem Druck der ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch die Unterschrift unter das Assoziierungsabkommen mit der EU verweigert,  bricht in Kiew der Euromaidan („Revolution der Würde“) aus.

Putins die grünen Mänchen in der Ukraine

Auch auf der ukrainischen Halbinsel Krim gingen daraufhin Befürworter und Gegner eines Machtwechsels auf die Straße. In den Morgenstunden des 27. Februar 2014 besetzten bewaffnete Kräfte strategisch wichtige Punkte auf der Krim. Dies wurde von Soldaten ohne Rang- und Hoheitszeichen auf den Uniformen.

Es folgte im März die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation. In Den Gebieten von Luhansk und Donezk rufen die von Russland angetriebenen Separatisten Volksrepubliken aus.

Mit den Mitteln der Politik, der politisch-historischen Propaganda, der kirchlichen Einflussnahme und wirtschaftlichen Infrastrukturen zog die russische Politik eine Schlinge um die Ukraine

Ukraine Frühjahr 2022 – Fluch des Imperiums, S. 347

Am 24. Februar 2022 begann die Invasion russischer Truppen in die Ukraine. Am 30. September 2022 wurden von der Regierung Russlands unklar abgegrenzte Teile der ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson einseitig als der Russischen Föderation zugehörig proklamiert.

Schon 2005 bezeichnete Putin den Zerfall der Sowjetunion als  „größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“. Gegen die für Russland feindliche, verlogene liberale Demokratie  und den vermeintlich moralischen Zerfall des Westens antwortet Putin mit eigener „gelenkter Demokratie“ . Die «euro- atlantischen Länder» hätten sich von ihren Wurzeln abgekehrt, geschlechtliche Partnerschaft würde gefördert und sogar Parteien zugelassen, die Pädophilie förderten, wodurch  die moralischen Grundlagen der westlichen Gesellschaften erodiert würden.

Russlands Präsident Wladimir Putin erhebt den Finger.
© Quelle: picture alliance/dpa/TASS | Vladimir Gerdo

Putin nutzt die Vergangenheit, mit der er seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine rechtfertigt. Auch Peter I. habe im Nordischen Krieg «russisches Land» zurückgeholt. Er sieht  sich selbst in der Rolle eines Fortsetzers des Zaren Peter I.

Auch mit obszönen Weisheiten „Ob es dir gefällt oder nicht, meine Schöne, du musst es erdulden“ wird von Putin der brutale Angriffskrieg geschmückt. Die Ukraine ist für ihn, wie im zaristischen Imperium, nur „Kleinrussland“ und muss von der angeblich faschistischen Marionetten-Regierung in Kiew befreit werden und wieder zu Russland zurückkehren. Im großrussischen Nationskonzept bildete die Ukraine nur einen peripheren Teil der eigenen Wir-Gemeinschaft.

Antirussische Tendenzen, die Putin in der Ukraine beobachtete, gelten als Verschwörung des Westens gegen Russland. Eigentlich wären seine Meinung nach dem die Ukrainer nur die vom Westen verwirrten Russen.

Sein oder Nichtsein“ in die Politik  zu  übersetzen als „imperiale Hegemonie oder eigene Auslöschung als Nation“ ist  die Triebfeder der russischen Imperiums-Ideologie.

Russische Panzer in der Ukraine (Mariupol) Foto: Sergei Bobylev/imago-images-bilder

„Mag ganz Europa uns bekriegen / Der Russe weiß, wie stets, zu siegen“,  Alexander Puschkin 1831

In dieser Ausstellung wurden in den Tafeln über Russland und die Ukraine teilweise Sätze und Zitate aus dem Internet, aber überwiegend aus dem Buch „DER FLUCH DES IMPERIUMS“  von  Prof. Dr. Martin Schulze Wesel verwendet, Professor für die Geschichte Ost-und  Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Von 2012 bis 2016 war er Vorsitzender des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands.